Pflegekräfte aus dem Ausland –wirklich der Heilsbringer?
Pflegekräfte aus dem Ausland – wirklich der Heilsbringer?
Da der Fachkräftemangel in der Pflege sich von Tag zu Tag zuspitzt, machen sich die Regierung und Pflegeunternehmen auf die Suche nach Lösungen. In Deutschland gehen die Bewerberzahlen zurück, während andere Länder zu viele Pflegefachkräfte ausbilden. Was liegt näher, als diesen Staaten zu helfen, die Zahl der Arbeitslosen zu senken und gleichzeitig unseren Pflegenotstand in Schach zu halten? Während Länder wie die USA, das Vereinigte Königreich oder Australien diese Strategie schon lange erfolgreich verfolgen, läuft es in Deutschland eher mäßig an. In diesem Artikel beleuchten wir genauer, ob ausländische Pflegekräfte wirklich der Heilsbringer für deutsche Pflegeunternehmen sind.
Warum werden Pflegekräfte aus dem Ausland rekrutiert?
In Deutschland fehlen Stand 2018 weit über 300.000 Pflegekräfte. Bis 2025 werden mehr als 410.000 Stellen unbesetzt sein. Die Pflege ist kein sehr erstrebenswerter Beruf für viele junge Menschen, die ihren Schulabschluss frisch haben. In anderen Ländern ist das Gegenteil der Fall. Dort sind Pflegefachkräfte sehr stolz darauf, in der Pflege zu arbeiten. Sie werden geschätzt und sind hoch angesehen. So kommt es, dass in Ländern wie den Philippinen, Mexiko oder Kosovo mehr Fachkräfte ausgebildet werden, als in den Pflegeunternehmen gebraucht werden. Das ist eher negativ für die dortige Wirtschaft – denn damit steigt die Zahl der Arbeitslosen.
Mit einem Arbeitsplatz in Deutschland erhoffen sich alle Beteiligten eine Win-win-Situation.
- Der Pflegenotstand in Deutschland kann zumindest etwas ausgeglichen werden.
- Die Arbeitslosenzahlen der anderen Länder sinken.
- Die ausländischen Pflegekräfte verdienen einen fairen Lohn und können die Wirtschaft ihrer Heimat durch die Unterstützung ihrer Familie ankurbeln.
2017 kamen 8.800 Fachkräfte aus dem Ausland. Die Dunkelziffer liegt dabei deutlich höher.
Dunkelziffer?
Es ist vor allem für Nicht-EU-Bürger kompliziert und langwierig, eine Arbeitserlaubnis und Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Dazu dauert es lange, bis die Qualifikationen und Ausbildungen anerkannt werden. Zeit, die Pflegeeinrichtungen und arbeitslose Fachkräfte oft nicht haben, wenn sie gerade in Armut leben. Aus diesem Grund arbeiten sie teilweise illegal hier. Wie hoch der Anteil ist, kann jedoch nicht genau ermittelt werden.
Ist das nun die Lösung, nach der wir alle suchen?
So schön es auch klingen mag. Viele ausländische Pflegekräfte verlassen Deutschland nach kurzer Zeit wieder. Wir haben die häufigsten Gründe dafür kurz zusammengefasst:
Integration mit vielen Hürden
Integration ist in der Praxis häufig schwieriger umzusetzen als es in der Theorie klingt. Vor allem im stressigen Pflegealltag ist es für das Stammpersonal immer eine Herausforderung, neue Mitarbeiter intensiv einzuarbeiten. Gekoppelt an die beiden nachfolgenden Gründe wird die Integration leider eher zum Frust.
Sprachbarrieren
Im Recruiting-Prozess wird natürlich darauf geachtet, dass die Bewerber und damit zukünftigen Pflegekräfte Kenntnisse in Deutsch haben. Jedoch sprechen es die wenigsten fließend, um auch mit den verschiedenen Dialekten umzugehen. Aus den Sprachbarrieren können sich Konflikte und sogar Gefahrensituationen entwickeln, weil eine Anweisung falsch verstanden wurde oder die Übergabe lückenhaft war.
Anerkennung der vorherigen Ausbildungen
Ausländische Pflegekräfte sind häufig besser ausgebildet als Pflegekräfte, die hier ausgebildet wurden. Das liegt daran, dass Pflege meist ein Studium und nicht wie hier eine 3-jährige duale Ausbildung ist. Das führt während der Integration zu 2 Hauptproblemen: Zum einen fühlen sich die rekrutierten Fachkräfte unterfordert. Sie wurden dazu ausgebildet, Tätigkeiten durchzuführen, die hier Ärzten vorbehalten ist. Dagegen haben sie kaum Erfahrung in der Grundpflege, weil das Hilfskräfte oder Angehörige übernehmen. In Deutschland hingegen werden sie zunächst als Pflegehelfer eingesetzt, um die Integration zu erleichtern. Sie fühlen sich deshalb mit den neuen Aufgaben nicht wohl. Jedoch dürfen sie viele Tätigkeiten aus der Behandlungspflege erst durchführen, wenn die Qualifikationen anerkannt wurden. Das dauert allerdings mehrere Monate und kann sich bis zu einem Jahr hinziehen. Eine lange Zeit, in der die Frustration tagtäglich zunimmt.
Heimweh
Diesen Faktor unterschätzen viele – selbst die Pflegekräfte, die voller Hoffnung ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu arbeiten. Doch die andersartige Kultur und Gegebenheiten wiegen bei manchen von Tag zu Tag schwerer.
Weitere Hürden
Dazu kommen leider noch Hürden, die auch die Pflegeunternehmen treffen. Durch die lange andauernde Anerkennung gestaltet sich die Dienstplangestaltung kompliziert. Obwohl eine Fachkraft mehr auf dem Dienstplan steht, darf diese nicht allein im Dienst sein und sollte eher wie ein Pflegehelfer eingeplant werden. Die beiden schwerwiegenderen Hürden:
Es dauert sehr lange, bis die ausländischen Pflegekräfte wirklich nach Deutschland kommen. Von der Suche bis zur Einstellung können bis zu 2 Jahre vergehen. Mindestens gilt eine Wartezeit von 3 Monaten. Hinzu kommen die teilweise hohen Kosten für die Vermittlung, das persönliche Kennenlernen vor Ort und Integrationsmaßnahmen wie Wohnungen und Sprachkurse. Pro Pflegekraft können dadurch zusätzliche Kosten in Höhe von 20.000 Euro entstehen.
Fazit zur Rekrutierung ausländischer Pflegefachkräfte
Es ist gut gemeint, anderen Ländern zu helfen, ihre hohen Arbeitslosenquoten zu senken und gleichzeitig dem Pflegenotstand entgegenzuwirken. Jedoch kommen dadurch eine Reihe von Hürden, Komplikationen und Kosten auf Pflegeunternehmen zu, die häufig erst spät erkannt werden.
Wir möchten an dieser Stelle nicht sagen, dass sich Pflegekräfte aus dem Ausland nicht lohnen. Schließlich ist die Situation in vielen Kliniken und Pflegediensten alarmierend.
Gleichzeitig möchten wir Ihr Pflegeunternehmen dabei unterstützen, den Pflegeberuf innerhalb Deutschlands ehrbarer zu machen und vor allem Pflegekräfte zu gewinnen, die Sie binnen weniger Wochen bis Monate voll im Dienstplan einplanen können und dabei noch sehr viel Geld einsparen. Wie wir das schaffen? Mit effektivem Pflegemarketing.
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Ihr Boris Klinge